Schulsozialarbeit organisiert interaktives Theater
Themen wie sexuelle Orientierung, Konflikte im Elternhaus über persönliche Freiheiten und die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens sind in der Schulsozialarbeit alltäglich. Darüber hinaus sprechen betroffene Jugendliche aber auch nicht selten über mögliche Zwangsheirat, Gewalt in der Familie und Unterdrückung. Aus diesem Anlass luden die Schulsozialarbeiterin des SOS-Kinderdorf Göppingen Alena Schäfer und ihr Team der Hieberschule in Uhingen die Theaterpädagogen von Mensch: Theater! mit dem passenden Stück „ich gebe dir mein Ehrenwort!“ ein.
Rund 90 Acht- und Neuntklässler*innen der Schule sowie ihre Lehrkräfte nahmen an dem interaktiven Theaterstück und den anschließenden Workshops teil.
Das Theaterstück drehte sich um das zunächst sehr vertraute Geschwisterpaar Junis und Alia, das im Laufe der Pubertät auf große Herausforderungen stößt. Vom Bruder wird verlangt, dass er seiner Schwester die kulturellen und religiösen Werte der Familie vermitteln muss, er selbst wird am Ende jedoch auf Grund seiner Homosexualität aus dem Haus geworfen. Ein auschlaggebender Begriff in dieser schwierigen Phase der Jugendlichen ist die sogenannte Familienehre.
Das Theaterstück wurde immer wieder unterbrochen und die Schüler*innen konnten dadurch Szenen ändern, Regieanweisungen geben, diskutieren und reflektieren. Einzelne Jugendliche trauten sich sogar auf die Bühne und schlüpften als helfende Hand in eine der Rollen. Eine Schülerin hatte beispielsweise die Idee, dass Alia durch eine Freundin unterstützt werden könnte. Sie hatte den Mut, ins Geschehen einzugreifen und nahm am Schauspiel teil.
Bei diesen emotionalen Themen kam es natürlich auch unter den Schüler*innen zu Diskussionen. Diese wurden von den Theaterpädagog*innen zugelassen, pädagogisch begleitet und aufgefangen. Durch die authentische Art der Schauspieler*innen sowie deren Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen, war die Beteiligung groß und es wurde sichtbar, dass das Thema sehr bedeutungsvoll ist.
Vertiefung der Themen in Workshops
Vertieft wurden die aufgekommenen Themen nach der Aufführung in Workshops. Die Jugendlichen konnten sich zwischen einer reinen Mädchen-, einer Jungengruppe und einer gemischten Gruppe entscheiden. Da eine der Theaterpädagoginnen kurzfristig erkrankt war, sprang die Schulsozialarbeit ein und übernahm die Gruppe, in der Jungen und Mädchen teilnehmen konnten.
In der Workshopphase öffneten sich die Schüler*innen teilweise sehr vertrauensvoll und erzählten von persönlichen Erlebnissen, der eigenen Vergangenheit und dem individuellen Erleben der Gesellschaft. Die eine oder andere Geschichte zeigte, dass in den Familien tatsächlich eine Kontrolle durch Familienmitglieder, das Verbot von Liebesbeziehungen oder auch die Ächtung von Homosexualität zu großen Konflikten führt oder führen konnte. Den Schulsozialarbeiter*innen und auch den Theaterpädagog*innen war es darum ein großes Anliegen, mögliche Hilfsangebote und die Wege dorthin vorzustellen.
Die Rückmeldung der Schüler*innen und Lehrkräften war überwiegend sehr positiv und viele konnten für sich etwas aus dem intensiven gemeinsamen Projekt mitnehmen.