Die Kinder und Jugendlichen, die in der Familialen Geschwisterwohngruppe aufgenommen werden, benötigen eine familiennahe Einrichtung und können nicht in Pflegefamilien untergebracht werden, wie z.B. größere Geschwistergruppen oder auch Kinder, für die das Bindungsangebot einer Pflegefamilie oder Kinderdorffamilie zu eng ist. Diese Kinder und Jugendlichen können aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in ihrer Familie leben und benötigen für ihre Entwicklung eine Begleitung und Förderung durch Fachkräfte.
Das pädagogische Handeln im Bereich der Familialen Geschwisterwohngruppen wird von der Grundannahme geleitet, dass die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen eine möglichst familiennahe Erziehung im Sinne einer wertschätzenden, liebevollen, dauerhaften und reflektierten Beziehung erhalten. Das wichtigste Ziel ist die Kontinuität der Bezugspersonen, die Orientierung am Kind/Jugendlichen, die Lebenswelt- und Ressourcenorientierung, die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen und eine familiensystemische Sichtweise.
In den Familialen Wohngruppen gibt es jeweils 8 Plätze für Kinder und Jugendliche, die bei der Aufnahme zwischen 6 und 14 Jahren alt sind.
In der jeweiligen Hilfe- und Erziehungsplanung werden für jedes Kind und Jugendlichen individuelle Ziele festgelegt. Sie berücksichtigen seine Biographie und seinen Entwicklungsverlauf und sind seiner aktuellen Situation und seinen Bedürfnissen angepasst. In regelmäßigen Abständen werden diese Ziele überprüft und fortgeschrieben.
Folgendes soll erreicht werden:
- Gestaltung und Realisierung des individuellen Förderungs- und Entwicklungsplanes
- Aufbau einer tragfähigen Beziehung zum Bezugsbetreuenden als Hauptbezugsperson und zu allen weiteren Fachkräften in der Familialen Geschwisterwohngruppe als verlässliche AnsprechpartnerInnen
- Aufbau eines sozialen Netzes und Lebens in einer Gemeinschaft
- Aufwachsen in einer Geschwistergruppe
- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Individuelle Förderung und Hilfen zur selbstständigen, altersgemäßen Lebensführung
- Aufarbeiten der individuellen Biographie
- Erfahrung alterspraktischer Fähigkeiten
- Entwicklung von sozialen Kompetenzen
- Kompensation von Entwicklungsdefiziten
- Verselbständigung oder Überleiten in eine andere Hilfeform
- Angebot des Beziehungskontaktes nach Entlassung
- Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie:
- Regelung des Kontaktes (lt. Hilfeplan)
- Abstimmung in Erziehungsfragen
- Biografiearbeit
Das Aufwachsen mit Geschwistern ist ein Grundprinzip von SOS-Kinderdorf.
Insbesondere in Zeiten von Krisen oder biographischen Brüchen und während Übergangsphasen sind Geschwisterbeziehungen besonders wichtig und müssen gestärkt werden. Sie sind wichtig zur Bearbeitung von Lebensthemen und Lebenserfahrungen und stellen eine wichtige Ressource dar.