Gerade junge Familien in schwierigen Lebenssituationen können auf Hilfe bei der Erziehung angewiesen sein. Wie gut diese Hilfe funktioniert, zeigt das Beispiel von Ornella Herhold und ihren beiden Kindern.
Wenn Ornella Herhold ihr Familienalbum aufschlägt, sieht das etwas anders aus, als bei anderen Familien. Denn in dem liebevoll gestalteten Buch gibt es nicht nur Fotos von ihr, ihrem Sohn Alexander (7) und Tochter Pamela (4), sondern auch jede Menge Bilder von Mitarbeitern des SOS-Kinderdorf Düsseldorf. „Für mich gehört SOS-Kinderdorf zu meiner Familie“, sagt Ornella und lächelt.
Die Menschen auf den Fotos haben ihr durch schwere Zeiten geholfen. Als ihr Sohn Alexander auf die Welt kam, war Ornella gerade einmal 19 Jahre alt. Sie war alleinerziehend, finanziell war es knapp und die Belastungsgrenze der jungen Frau bald erreicht. „Ich wollte alles richtig machen und hatte oft Angstzustände“, erzählt sie.
Das Jugendamt vermittelte Ornella schließlich an die ambulanten erzieherischen Hilfen von SOS-Kinderdorf. Hier haben die Mitarbeiter verschiedene Möglichkeiten, um Familien in schwierigen Lebenslagen mit Rat und Tat zu unterstützten. „Unser Angebot ist so vielfältig wie die Familien. Deshalb ist es als erstes immer wichtig, sich gegenseitig kennenzulernen“, erklärt Nicole Cramer, Bereichsleiterin der ambulanten Hilfen bei SOS-Kinderdorf Düsseldorf. „Danach besuchen wir die Familien regelmäßig Zuhause oder begleiten sie in ihren Stadtteil, wir kommen aber auch mal mit zu Behördengängen oder zu Arztbesuchen. So können wir in allen Bereichen beraten, die einen Familienalltag ausmachen.“
Im Fall von Ornella Herhold merkten ihre Betreuer schon beim ersten Kennenlernen, wie sehr die Sorgen um ihre Familie die junge Mutter erschöpft hatten. „Sie mussten mich am Anfang immer wieder daran erinnern, dass ich mich selber nicht vergessen darf“, erzählt Ornella.
Doch bei solchen Erinnerungen blieb es nicht: Die SOS-Mitarbeiter berieten Ornella bei Erziehungsfragen und stärkten das Selbstbewusstsein der jungen Mutter. Sie halfen ihr das Familienleben besser zu strukturieren und waren auch für sie da, als Tochter Pamela auf die Welt kam. Der Kontakt zu anderen Angeboten des SOS-Kinderdorf Düsseldorf kam ebenfalls über die ambulanten Hilfen zustande: Ornellas Sohn Alexander bekam so einen Platz in der Kita von SOS-Kinderdorf und die kleine Pamela wurde in der Großtagespflege betreut. In Ornellas Fotoalbum gibt es auch Bilder von gemeinsamen Ausflügen: Auf einem sieht man Alexander strahlend auf einem Pferd sitzen. „So etwas hätte ich mir nicht leisten können, aber bei SOS-Kinderdorf wird den Kindern auch mal etwas gegönnt“, erzählt Ornella.
Wie sich die junge Frau durch die ambulanten Hilfen entwickelt hat, davon kann ihre Betreuerin der letzten Jahre, Familienhelferin Katerina Grüner berichten: „Ihre Situation hat sich sehr positiv verändert. Sie hat an Selbstsicherheit gewonnen, unsere Ratschläge gut angenommen und viel über den Umgang mit ihren Kindern dazugelernt“, erzählt sie.
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Moritz Elnrieder
Nach fünf Jahren Begleitung fühlte Ornella sich stark genug, um sich alleine um ihre Familie zu kümmern. Vor kurzem ist sie mit den Kindern aus Düsseldorf weggezogen. Bei den ambulanten Hilfen freut man sich über solche Erfolgsgeschichten. „Zu sehen, wie jemand die Stärken, die er in sich trägt, dann im Alltag auch zeigt, ist immer wieder ein sehr schönes Gefühl“, findet Katerina Grünert. Als Erinnerung daran hängen in den Büros der Familienhelfer zahlreiche Bilder von aktuellen oder ehemaligen Besuchern des SOS-Kinderdorfs Düsseldorf. Auch Postkarten und Dankesbriefe haben die Mitarbeiter aufgehängt. Und auch das Gegenstück zu den Fotos der SOS-Kinderdorf Mitarbeiter in Ornellas Album ist unter den Andenken: Ein bunt gestaltetes Kunstwerk mit Fotos von Alexander und Pamela, das die beiden selbst gemalt haben, steht auf einem Fensterbrett.
Ornella sucht derzeit an ihrem neuen Wohnort einen Kindergartenplatz für Pamela. Ist der gefunden, will die heute 25-Jährige eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin machen. „Ich möchte anderen helfen, so wie SOS-Kinderdorf mir geholfen hat“, sagt sie. Ihrer Familie bei SOS-Kinderdorf ist sie auch heute noch dankbar: Ohne SOS-Kinderdorf wäre ich nicht das, was ich heute bin: eine starke, selbstbewusste Frau, die für ihre Kinder einsteht.“