Beruf als Berufung

18. Februar 2020

Ein Tag im Leben unserer Schulsozialarbeiterin

Kaum erklingt der Schulgong, füllt sich das Erdgeschoss der Gemeinschaftsgrundschule Neustrelitzer Straße in Düsseldorf-Garath mit Leben: Knapp 20 wild durcheinanderschnatternde Erstklässler holen ihre Jacken, Mützen und Schals an der mit bunten Namensschildern versehenen Garderobe. Es ist ein sonniger Herbsttag und für Klasse 1a steht im Rahmen des Fachs „Soziales Lernen“ ein Waldspaziergang auf dem Programm. „So, jetzt stellt ihr euch alle erst mal in Zweierreihen auf – und dann geht es los!“, ruft Kathrin Höhle über die Köpfe der aufgeregten Schüler hinweg und klatscht in die Hände. 
Die gelernte Erzieherin studiert im fünften Semester Soziale Arbeit und ist seit September Teil des Schulsozialarbeits-Teams. In Kooperation mit verschiedenen Hochschulen bietet SOS-Kinderdorf ein duales Ausbildungsprogramm an, das es den Studierenden ermöglicht, diverse Bereiche von SOS-Kinderdorf kennenzulernen. Kathrin Höhle ist im Moment alle zwei Wochen im Wechsel an der Uni und als Vollzeitkraft an der Grundschule. „Davor habe ich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einer SOS-Wohngruppe gearbeitet. Außerdem war ich eineinhalb Jahre in einer Kinderdorffamilie“, erzählt die 25-Jährige. „Durch diesen Wechsel lerne ich, mich auf neue Situationen einzulassen, und merke, was mir am meisten Spaß macht. So kann ich mir nach dem Studium auch sicher sein, dass ich den Bereich gefunden habe, in dem ich wirklich arbeiten möchte.“

Unterstützung in sozialen Brennpunkten

Kathrin Höhle ist in Düsseldorf-Garath mitten im Geschehen: Die Grundschule liegt in einem Stadtteil, in der das Gefälle von Arm und Reich groß ist. Deshalb sind die Aufgaben der Schulsozialarbeiter besonders wichtig. Einige der Kinder erfahren Zuhause nicht genügend Förderung, haben Probleme in der Schule und benötigen spezielle Lernförderung. Die Lehrkräfte sind dabei jeden Tag auf die Hilfe von Psychologen und Sozialarbeitern angewiesen. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, berichtet Höhle. „Die Lehrerinnen und Lehrer sind dankbar für die Unterstützung und wir tauschen uns regelmäßig aus. Das erleichtert beiden Seiten die Arbeit.“

Lernen, Gefühle auszudrücken

Inzwischen hat sich die kleine Schüler-Karawane in Bewegung gesetzt. Als sie das nahe gelegene Waldstück erreichen, merkt man den Kindern ihre Begeisterung sofort an. Sie sammeln bunte Blätter und Tannenzweige, balancieren auf Baumstämmen. „Guck mal, ich habe einen Regenwurm entdeckt“, verkündet der siebenjährige Tom und zeigt Kathrin stolz seinen Fund. „So ein Ausflug ist für die Kinder wirklich etwas Besonderes“, sagt sie. Auch müssen einige Erstklässler im Vergleich zu ihren Mitschülern noch Vieles aufholen, erzählt Höhle. Zu den Angeboten der Schulsozialarbeit gehört deswegen das Fach „Soziales Lernen“: „Hier geht es vor allem um alltägliche Situationen wie beispielsweise um Regeln – ‚wofür gibt es sie und warum?‘. Zudem bieten wir auch Einzelförderungen an, in denen die Kinder lernen, wie man richtig sitzt – oder Gefühle ausdrückt.“ Während ihrer vorangegangenen Erzieher-Ausbildung hat Höhle auch ihr Diplom in Tanzpädagogik gemacht und bietet nun regelmäßig eine „Tanz-Pause“ an. „Dies macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch die Motorik und bietet den Kindern in der großen Pause einen Ausgleich zum vielen Sitzen während des Unterrichts“, sagt sie. Jeden Freitag leitet ihre Kollegin zudem eine Hunde-AG, bei der Kinder zur Belohnung für gute Leistungen mit Schulhündin Juna spielen dürfen. „Das ist für die Kleinen immer ein echtes Highlight. Viele blühen dabei richtig auf. Das ist sehr schön zu sehen.“