Das SOS-Kinderdorf-Zentrum Bremen ist eine beliebte Anlaufstelle für Familien. Die Anzahl derer, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, hat sich in den vergangenen Monaten so stark erhöht, dass die Teilhabe nun nicht mehr für alle Familien sichergestellt werden kann.
Das SOS-Kinderdorf-Zentrum, auch kurz KiDoZ genannt, wird von jungen wie alten Menschen gerne besucht. Die Angebote des Stadtteil- und Familienzentrum richten sich in erster Linie an Familien mit Kindern im Vorschulalter, aber insbesondere im Familiencafé treffen diese auch auf Senioren, Studenten oder Menschen aus der Nachbarschaft. Viele Angebote im Haus sind kostenlos – und für alles, was Geld kostet, kann eine sogenannte KiDoZ-Karte beantragen, wer auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Mit der Karte zahlt man auf alles, was im Stadtteil- und Familienzentrum Geld kostet, höchstens ein Drittel des regulären Preises. Doch nun sieht sich das KiDoZ gezwungen, die Ausgabe dieser Karten zu beschränken.
Unterstützungsbedarf ist erheblich gestiegen
„In den zwölf Monaten seit dem Lockdown Anfang 2022 haben wir insgesamt 13.724 vergünstigte und kostenlose Essen an Menschen herausgegeben, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. In diesem Jahr werden es schon etwa 18.000 sein“, rechnet die Leiterin des KiDoZ, Sylvia Schikker, die aktuellen Zahlen hoch. Immer mehr Menschen möchten die Unterstützung des SOS-Kinderdorfs in Anspruch nehmen, aber die Kapazitäten reichen nicht aus, um alle Bedarfe zu decken.
Über 300 Familien mit insgesamt mehr als 600 Kindern haben eine gültige KiDoZ-Karte in ihrem Portemonnaie. Und die Antragstermine sind bis weit in den September hinein ausgebucht. „Das Gespräch zur KiDoZ-Karte ist kein Verwaltungsakt, sondern eine Beratung. Wir lernen die Familie näher kennen und schauen gemeinsam, wie wir sie unterstützen können“, führt Schikker aus. Dazu kommen noch einmal mehr als 130 Erwachsene ohne Kinder, die eine Karte besitzen.
Doch der großen Nachfrage kann das SOS-Kinderdorf Bremen nicht mehr gerecht werden. „Wir stoßen doppelt an unsere Grenzen: einmal bei den Kapazitäten des Hauses und bei der Finanzierung“, sagt Dr. Lars Becker, Leiter des SOS-Kinderdorfs Bremen. Die Vergünstigungen bei Frühstück, Mittagstisch und Kaffee und Kuchen im Familiencafé, beim Einkauf im Secondhandladen Klamöttchen sowie bei Kursbeiträgen werden nämlich fast ausschließlich aus Spenden finanziert.
Zu wenig Angebote für Familien
Die Menschen kommen aus dem gesamten Stadtgebiet, um Unterstützung zu beantragen. „Wir schauen dann gemeinsam, welche Hilfsangebote in ihrem Wohnumfeld gelegen sind“, sagt Schikker. „Aber es gibt zu wenig Angebote, die Familien mit kleinen Kindern Unterstützung anbieten“. Ein Problem ist die fehlende öffentliche Finanzierung. So wendet allein das SOS-Kinderdorf Bremen jährlich einen sechsstelligen Betrag an Spendengeldern für den Unterhalt des Zentrums auf.
Der Verein führt nun eine Obergrenze für die KiDoZ-Karten ein. „Wir tun dies, um den Familien gerecht werden zu können, die eine Karte besitzen“, macht Becker deutlich. 350 KiDoZ-Karten für Familien mit Kindern können gleichzeitig im Umlauf sein, neue Karten werden nur noch an Familien mit mindestens einem Kind bis zu sechs Jahren ausgegeben. Aktuelle Karteninhaber müssen sich keine Sorgen machen: die sogenannte „Stammgastregelung“ sorgt dafür, dass sie ihre Karten behalten und auch wieder verlängern können. Wer bereits einen Termin für eine neue KiDoZ-Karte vereinbart hat, wird diese auch bekommen. Und natürlich können alle Familien – mit oder ohne KiDoZ-Karte – weiterhin die Angebote des SOS-Kinderdorf-Zentrums besuchen.