von links nach rechts: Prof. Dr. Christian Schrapper, Dr. Kristin Teuber, Wolfgang Luz und Karin Mummenthey vor dem SOS-Kinderdorf-Zentrum.
© SOS-Kinderdorf e.V.
Geschwister – ein einmaliger Bund fürs Leben
Großes Interesse beim Fachtag „Geschwister als Ressource“ des SOS-Kinderdorfes Bremen
Über 100 Fachkräfte von öffentlichen und privaten Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, Kitas und Schulen haben am 21. Juni 2019 am Fachtag „Geschwister als Ressource“ im SOS-Kinderdorf-Zentrum teilgenommen. Die geplante Eröffnung eines Geschwisterhauses im kommenden Jahr und das 20-jährige Jubiläum des Bremer SOS-Kinderdorfs waren Anlass für das Team, Geschwister in den fachlichen Fokus zu stellen.
1949 gründete Hermann Gmeiner das erste SOS-Kinderdorf in Imst. Von Anfang spielten Geschwister für den Österreicher eine zentrale Rolle, er selbst wuchs mit acht Geschwistern und ohne Mutter auf. Das Geschwister noch heute eine große Bedeutung für den Verein haben, zeigt sich auch im Logo des Vereins. Ein Junge und ein Mädchen symbolisieren Bruder und Schwester, die sich an der Hand halten.
Geschwister - ein wichtiges Thema für Fachkräfte
Rolf Diener, Leiter des Jugendamtes Bremen und Wolfgang Luz, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtverbands Bremen sind sich einig, dass das SOS-Kinderdorf Bremen mit dem Fachtag „Geschwister als Ressource“ ein sehr wichtiges Thema für die Kinder- und Jugendhilfe in den Fokus rückt. „Die Betrachtung von Geschwisterbeziehungen findet in der Fachwelt bisher noch zu wenig Beachtung“ merkt Rolf Diener selbstkritisch an und lobt das SOS-Kinderdorf als innovativen Träger und wichtigen Partner in der lokalen Kinder- und Jugendhilfe. Professor Dr. Christian Schrapper appelliert in seinem anschließenden Impulsvortrag ebenfalls an die zahlreichen Fachkräfte, denn es sei „ihr Job“, betreuten Kindern- und Jugendlichen die „Geschwister-Ressourcen“ zugänglich zu machen. Die eigene Familiengeschichte sei wie ein „festgewachsener Rucksack“ den man nicht einfach weglegen kann, visualisiert der Professor für Pädagogik an der Universität Koblenz-Landau seine Aussage.
Dr. Kristin Teuber ist Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts (SPI) bei SOS-Kinderdorf und lässt die Teilnehmer des Fachtages an den Erkenntnissen ihrer Forschungsarbeit zum Thema Geschwister teilhaben. Auch sie kommt zu dem Schluss, dass die Belange von Geschwistern in der Kinder- und Jugendhilfe noch zu wenig im Fokus stehen. Die Diplompsychologin wirbt für eine systematische Förderung von Geschwisterbeziehungen. Kindern- und Jugendlichen dabei zu helfen im Kontakt zu bleiben, wenn sie an unterschiedlichen Orten untergebracht sind, ist dabei nur ein Beispiel.
Ein Haus für Geschwister
Kinder- und Jugendliche, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können, müssen häufig getrennt voneinander untergebracht werden, weil in vielen Einrichtungen schlichtweg nicht der Platz für ganze Geschwistergruppen vorhanden ist. Das SOS-Kinderdorf Bremen will hier einen Beitrag leisten und eröffnet im kommenden Jahr das „Geschwisterhaus“. „Wir wollen dafür sorgen, dass Kinder, die ja schon von ihren Eltern getrennt werden, zumindest weiterhin mit ihren Geschwistern zusammenleben können“, erklärt Mummenthey das Konzept.
Von der Theorie in die Praxis
Nach dem theoretischen Input diskutierten die Teilnehmer in den anschließenden Workshops das Thema Geschwister für Ihren jeweiligen Fachbereich. Ob in der Schule, in der Beratungsstelle oder in der Fremdplatzierung, die Geschwister eines Kindes bzw. Jugendlichen mit in den Blick zu nehmen, macht für alle Beteiligten Sinn. Die hier generierten Idee werden nun Stück für Stück ihren Weg in die Arbeit mit Geschwistern finden.