Kinder und Jugendliche aus SOS-Kinderdörfern präsentieren ihre Positionen geladenen Bremer Volksvertreter*innen
Ob Fridays for Future oder Letzte Generation – Kinder und Jugendliche treten zunehmend stärker für ihre Rechte ein. Auch im SOS-Kinderdorf e.V. sind junge Menschen im Kinder- und Jugendrat sowie im Careleaver-Rat organisiert, um ihre Interessen zu vertreten. Dazu kommen sie einmal jährlich aus ganz Deutschland zusammen, um an politischen Positionen und Forderungen zu arbeiten und diese gewählten Volksvertreter*innen zu präsentieren – so wie jetzt in Bremen.
Zwei Tage lang bereitete sich der Kinder- und Jugendrat in der Hansestadt auf den Austausch mit den Bremer Politiker*innen vor, indem sie Positionen zu Themen wie Psychische Gesundheit, Krieg in der Ukraine und Leaving Care erarbeiteten. So besuchten sie unter anderem Careleaver.Bremen, die aus Spenden finanzierte Anlauf- und Beratungsstelle des SOS-Kinderdorfes Bremen für junge Menschen, die früher einmal in der Jugendhilfe gelebt haben. Aber auch die Belange Gleichaltriger außerhalb der Jugendhilfe bewegten die jungen Menschen. So forderten sie zum Beispiel eine bessere Ausstattung der Kinder- und Jugendpsychiatrien – für sich und für alle Gleichaltrigen.
Lebhafte Diskussionen mit Bremer Politiker*innen
Den Fragen und Forderungen stellten sich schließlich sechs geladene Bremer Politiker*innen. In einer lebhaften Diskussion fühlten die Kinder und Jugendlichen den Gästen auf den Zahn. So unterstützte Staatsrat Jan Fries das Ansinnen, das Thema Finanzen stärker im Schulunterricht aufzunehmen, um die jungen Menschen besser zu befähigen, ein eigenverantwortliches Leben zu führen. „Als Ökonom kann ich das nur bekräftigen, aber nicht als neues Schulfach, sondern als Querschnittsthema in verschiedenen Fächern“, sagte Fries.
Sandra Ahrens von der CDU, die seit Jahren Mitglied des Jugendhilfeausschusses ist, verwies auf die guten Ansätze in der Arbeit mit Careleavern: „Es gibt nicht viele Anlaufstellen in Deutschland, aber wir in Bremen haben eine. Es kann allerdings nicht sein, dass das SOS-Kinderdorf Bremen diese aus Spenden finanzieren muss.“
Krieg und Frieden
Das Thema Krieg und Frieden beschäftigte die Kinder und Jugendlichen ganz besonders. Thore Schäck, Spitzenkandidat der FDP, warb für Verständnis für die Waffenlieferungen an die Ukraine: „Ich glaube auch nicht, dass damit Frieden geschaffen wird, aber wir müssen es der Ukraine ermöglichen, sich zu verteidigen. Ohne diese Waffen gäbe es die Ukraine heute vielleicht schon gar nicht mehr“. Bestens in den Themen zuhause zeigte sich auch Sahhanim Görgü-Philipp: „Ich habe neben dem Studium als Dolmetscherin bei Refugio gearbeitet. Deshalb weiß ich, wie wichtig das Thema Therapie für Kinder und Jugendliche ist.“
Schule einmal anders
Charlotte Schmitz, die für Die Linke in die Bürgerschaft einziehen möchte, zeigte viel Sympathie für den Wunsch der Kinder und Jugendlichen nach Änderungen im Bildungswesen: „Meine Partei möchte Schule neu denken, etwa indem wir die Noten abschaffen wollen“. Auch die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Gönül Bredehorst, zeigte sich optimistisch, dass eine andere Schule möglich sei und verwies auf Pilotprojekte, die derzeit an verschiedenen Bremer Schulen laufen.
Ein Jugendlicher, der im SOS-Kinderdorf Bremen lebt, brachte diesbezüglich noch einmal die Dringlichkeit der genannten Themen auf den Punkt: „Weder ich noch jemand aus meinem großen Bekanntenkreis war jemals Teil eines Pilotprojekts. Was hilft mir das heute, wenn ich doch unter den Problemen in der Schule leide?“
Die Politiker*innen versicherten unisono, ihre gesammelten Erkenntnisse mitzunehmen und in ihre Arbeit einfließen zu lassen – ganz unabhängig vom Wahlausgang am 14. Mai. Die Kinder und Jugendlichen sprachen daraufhin direkt eine Einladung zur „Überprüfung der Versprechen“ in einem Jahr aus.