Jugendliche ohne Handy? Schwer vorzustellen. In wohl allen Familien ist das Smartphone ein wiederkehrendes Konfliktthema. So auch in der Jugendwohngemeinschaft bei SOS-Kinderdorf am Leonhardsberg. Hier leben fünf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren quasi wie in einer WG, werden aber rund um die Uhr betreut.
© SOS-Kinderdorf e.V.
Handyfreier Spieleabend
Das Interesse an gemeinsamen Unternehmungen nahm immer mehr ab. Deshalb zog das Betreuerteam die Reißleine. Auf den handyfreien Spieleabend am Donnerstag, anfangs skeptisch beäugt, freuen sich die Jugendlichen inzwischen. Stadt-Land-Fluss, Monopoly, Rommé: „Wenn man nicht nur am Handy ist, entdeckt man viele Sachen, die auch Spaß machen“, findet die 15-jährige Enkeleida. Anfangs war sie strikt gegen den handyfreien Abend.
Beschränkung der Smartphone-Nutzungszeiten
Seit diesem Schuljahr geben die Jugendlichen zudem das Handy von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr ab, also vom Mittagstisch bis zum Ende der Lernzeit. Ohne Handy könne sie sich bei den Hausaufgaben besser konzentrieren, sagt Enkeleida offen. Erst durch die Beschränkungen der Nutzungszeiten ist etlichen aufgefallen, dass sie viel zu viel am Handy hingen.
Und noch eine Neuerung wirkte bei SOS Wunder: Wer glaubt, für Schule oder Lehre zu krank zu sein, darf nur noch eine Stunde am Tag online sein. Die Folge: Die Krankheitstage sanken rapide. Erzieherin Susanne Hirnich: „Um den Handykonsum zu begrenzen, müssen alle Betreuer an einem Strang ziehen.“ So wie die Eltern in einer Familie.
4 Tipps rund ums Handy
So können Eltern nach den Erfahrungen der Fachkräfte von SOS-Kinderdorf den Handykonsum ihrer Kinder begrenzen:
- Überzeugung: Nur wer von der Maßnahme absolut überzeugt ist und klar argumentiert, kann sie auch umsetzen.
- Vorbildfunktion: Eltern müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn sie schon beim Frühstück E-Mails checken, können sie den Kindern schwer handyfreie Mahlzeiten vorschreiben.
- Gute Alternativen: Damit Kinder die handyfreie Zeit als Gewinn erleben, sind Eltern gefordert, ihnen gute Angebote zu machen: Schlittschuhlaufen, Spieleabend, Kinobesuch etc.
- Wirkungsvolle Konsequenz: Aufgrund seiner großen Bedeutung ist das Handy ein gutes Sanktionsinstrument und schafft gleichzeitig die Möglichkeit, die Zeit mit anderen Beschäftigungen zu füllen.