Im Frühjahr 1958 zogen die ersten Buben und Mädchen ins SOS-Kinderdorf Dießen am Ammersee. Es war das erste SOS-Kinderdorf in der Bundesrepublik Deutschland. Das erste SOS-Kinderdorf weltweit war 1950 von SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner in Imst in Tirol eröffnet worden. Derzeit leben im SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech sieben SOS-Kinderdorffamilien mit 37 betreuten Kindern und Jugendlichen.
Nach den Berichten und Erinnerungen der ersten Kinderdorfmütter war das Interesse am Kinderdorf Dießen von Anfang an immens: Schon während der Bauarbeiten in den Jahren 1956 bis 1958 gab es zahlreiche Anfragen von Jugendämtern. Deshalb entschloss man sich, die ersten Familien noch vor der Eröffnung des Kinderdorfs einzurichten und brachte die Kinder und ihre Kinderdorfmütter übergangsweise auf Schloss Hurlach im Landkreis Landsberg am Lech unter.
Gut zu wissen
Als 1958 die ersten Familien in Dießen einzogen, waren die betreffenden Kinder – anders als bei der Dorfgründung in Imst - keine Kriegswaisen mehr. Die meisten Kinder hatten Familien, die sich nicht angemessen um sie kümmern wollten oder konnten. Dabei spielten mitunter Einstellungen und Vorurteile eine Rolle, die heute kaum noch nachvollziehbar sind: So gab es einige „uneheliche“ Kinder, die von ihren Müttern gebracht wurden – oft unter Druck und auf Veranlassung der Herkunftsfamilie hin. Andere Kinder stammten aus Verbindungen mit afroamerikanischen US-Soldaten. Ihre Hautfarbe war der Anlass, sie in eine SOS-Kinderdorf-Familie zu geben.
Eine große Idee – gestern und heute: „Eine Mutter, Geschwister, ein Haus, ein Dorf“: An dieser ewig jungen Vision unseres Gründers Hermann Gmeiner hält SOS-Kinderdorf auch im Jahr 2022 fest. Halt, Geborgenheit und Wärme für benachteiligte Kinder und Jugendliche: Was kann es Besseres geben, wenn man mithelfen möchte, die Welt ein Stück weit besser zu machen.