Seenotrettungs-Kapitän Claus-Peter Reisch bringt einen „Schokoschein“ ins SOS-Kinderdorf Dießen
Dießen Mehrere Hundert Menschen verdanken ihm ihr Leben: Claus-Peter Reisch rettete als Kapitän bei mehreren Einsätzen auf dem Mittelmeer viele flüchtende Menschen vor dem Ertrinken. Hierfür wurde er geehrt, aber auch angeklagt. Doch in seinem Engagement für Menschen lässt er sich nicht einbremsen.
So kam auch SOS-Kinderdorf im wahrsten Sinne des Wortes in „den Genuss“: Reisch übergab an Bereichsleiterin Angelica Benz einen Schokoschein. Dieser stammt von einem jungen Unternehmen aus Ghana, das „faire“ Schokolade herstellt. Die Idee die Schokolade und die SOS-Kinderdorf-Kinder in Dießen miteinander zu verknüpfen kam Reisch, als ein guter Freund seinen 60igsten Geburtstag plante. Dieser isst selber gerne die Schokolade von „fairafric“ und so hatte er die Idee, seine Gäste um Spenden, statt um Geschenke zu bitten, um damit in einen sogenannten Schokoschein zu investieren. Das SOS-Kinderdorf in Dießen kam „ins Spiel“, weil es dem Landsberger Kapitän auf dem Weg zur Schatzberg-Alm ins Auge gefallen und in Erinnerung geblieben war. So schmiedeten die beiden Freunde den Plan, beiden Organisationen mit dem Schokoschein etwas Gutes zu tun.
Der Schokoschein im Wert von 1000 Euro ist ein Darlehen an die ghanaische Schokoladenfabrik, das mit 6,5 Prozent verzinst wird. „Doch die Zinsen werden nicht in Geld, sondern in Schokolade ausgezahlt“, erklärt Reisch. So erhalten die SOS-Kinderdorf-Kinder von nun an fünf Jahre lang Schokolade als Dividende. Nach Ablauf der Zeit könne das SOS-Kinderdorf entscheiden, ob die 1000 Euro als Spende vereinnahmt oder das Darlehen jeweils um ein Jahr verlängert würden.
Der Kapitän freut sich über die gelungene Aktion, die die Geburtstagsgäste seines Freundes ermöglichten. „Das passt rundherum zusammen.“ Auch weil es in Ghana SOS-Kinderdörfer gebe. „Viele dieser Kinder weltweit hätten deutlich schlechtere Chancen im Leben, wenn es solche Organisationen wie SOS-Kinderdorf nicht geben würde. Sie würden untergehen!“, formuliert der Kapitän mit seinen Worten und ist wieder beim Thema. Für ihn, der viele Flüchtende aus dem Wasser gezogen hat, packen Firmen wie „fairafric“ das Übel bei der Wurzel. So produziert und verpackt die Firma die Schokolade vor Ort in Ghana und schafft damit qualifizierte Arbeitsplätze entlang der gesamten Prozesse.
„Es muss eine Wertschätzungskette aufgebaut werden, damit die Menschen sich gar nicht erst auf den Weg machen“, so Reisch. Denn wenn die wirtschaftlichen Bedingungen in den Ländern des Südens schon einmal verbessert würden, würden weit weniger Menschen flüchten. Um zu unterstreichen, wie wichtig es seiner Meinung nach ist, in solche Firmen zu investieren, hat Reisch selber Schoko-Anteile gekauft. Zudem engagiert er sich, seit er 2008 seine gut gehende Firma verkauft hat, in verschiedenen sozialen Projekten - seinen neuen Geschäftsfeldern, wie er sie lächelnd nennt.