Bei Felix*, 32, beginnt die Geschichte wie bei so vielen anderen im Elternhaus: „Man wollte aus mir einen zweiten Mozart machen.“ Anstelle mit anderen Kindern zu spielen, musste Felix stundenlang Klavierspielen üben. „Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und einen Eimer Sand in den Schimmel-Flügel gekippt.“
Mit elf kommt Felix in ein Kinderheim. Mit 18 Jahren ist er auf sich alleine gestellt – und wird von den Erlebnissen seiner Kindheit eingeholt. Er wird spielsüchtig, verliert Wohnung und Ausbildungsplatz, strandet auf der Straße und macht Couchsurfing. Durch einen Streetworker erfährt Felix 2009 von der Freiburger StraßenSchule – der Wendepunkt. „Im jugendlichen Sumpf des Lebens habe ich hier wieder festen Boden unter den Füßen bekommen.“ Die Begleitung und die Unterstützung der Sozialarbeiter*innen seien für ihn wie Steine gewesen, die ihn Schritt für Schritt aus dem Treibsand herausführten, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. 1. Stein: eine eigene Wohnung. 2. Stein: Arbeit finden. 3. Stein: Finanzen regeln. Felix hat einen jahrelangen Kampf gegen sich selbst hinter sich – und ihn gewonnen. Heute arbeitet er als Facharbeiter in einem mittelständischen Handwerksbetrieb. „Ich suche nicht mehr die Schuld für das, was mir in der Kindheit widerfahren ist, bei mir, bestrafe mich nicht selbst, sondern übernehme Verantwortung für mich – das habe ich hier gelernt.“
© Fotos: SOS-Kinderdorf e. V. / Felix Grotheloh
*Namen zum Schutz der realen Personen geändert.