Neues Zuhause für wohnungslose Jugendliche
Es ist ein kalter Herbsttag, als Max* in sein Zimmer in einem der Wohnprojekte der Freiburger StraßenSchule einzieht. Sein Blick wirkt angespannt: Wird alles gut werden? Max, gerade 22 Jahre alt, hat schwierige Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht. Oft wirkt er unsicher und zurückhaltend. Doch er hat ein Ziel, auch wenn es noch etwas vage ist: Er will es "zu etwas bringen".
In den nächsten Monaten beginnt er mit Unterstützung der Sozialarbeiter*innen den Weg der Selbstfindung. Durch Praktika und ein Freiwilliges Soziales Jahr gelingt es ihm nach und nach, Selbstvertrauen und eine neue, stabilere Identität aufzubauen. Die Begleitung hilft Max, alte Ängste zu überwinden. Auch wenn das Leben weiterhin Unsicherheiten birgt, ist er bereit, die Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen.
© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Felix Groteloh
Eine ähnliche, und doch ganz andere Geschichte hat Bine*, eine junge Frau von 19 Jahren. Die Zeit auf der Straße hat auch sie geprägt, ihr Auftreten ist stark und selbstbewusst. Mit ihren beiden Hunden, Tiger und Balu, zieht sie in eins der Wohnprojekte ein. Hier hat sie ein Dach über dem Kopf – und eine Gemeinschaft, die sie auftauen und neue Seiten an sich selbst erkennen lässt.
Bines größte Frage dreht sich jetzt um ihren Lebensunterhalt: Wie kann sie sich selbst versorgen, eine Aufgabe übernehmen und einen Platz in der Welt finden, an dem sie nicht hilfebedürftig, sondern weiter stark sein kann? Gemeinsam mit den Sozialarbeiter*innen macht auch sie sich auf die Suche nach ihrem Berufsweg. In einer Tierpflege-Einrichtung findet sie nicht nur Arbeit, sondern auch Erfüllung und Stabilität. Mit ihrem starken Willen hat sie es geschafft, die eigene Geschichte weiterzuschreiben.
Junge Besucherin der Freiburger StraßenSchule
© Felix Groteloh
Die Wohnprojekte der Freiburger StraßenSchule bieten wohnungslosen oder akut gefährdeten Jugendlichen ein begleitetes Übergangswohnen, das gerade in der kälteren Jahreszeit besonders gut ankommt. Frei verfügbare Wohnungen sind auf dem freien Wohnungsmarkt rar, erst recht für Jugendliche in solch schwierigen Situationen. Das Zusammenleben hier geht aber über ein bloßes Dach über dem Kopf hinaus. Es geht darum, Lebenskompetenzen für eine starke, selbstbestimmte Zukunft aufzubauen. Das braucht viel Eigenmotivation und Selbstorganisation – ein gutes Lernfeld für den Start.
Doch dieser Weg ist oft nicht einfach, denn viele der jungen Menschen haben gelernt, Erwachsenen und Hilfesystemen mit Misstrauen zu begegnen. Das Team der Freiburger StraßenSchule stärkt durch intensive Einzelarbeit, gemeinsame Aktivitäten und Alltagsunterstützung neue Verbindungen und das Vertrauen in Andere.
So ereignete sich kürzlich im Trubel des Alltags eine berührende Anekdote: Zwei Bewohnerinnen hatten den angekündigten Sozialarbeiter bei seinem Besuch im Wohnprojekt unbemerkt verpasst und sich daraufhin Sorgen um ihn gemacht. Ihre Anrufe – ob er ok sei, ob es ihm gut gehe – zeigen die Verbundenheit die hier entsteht: Die Betreuten wurden zu Besorgten, die Verbindlichkeit zeigen und Verantwortung für andere Menschen übernehmen.