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Aktuelles

Von Couch zu Couch – und dann auf die Straße…

11. April 2022

»Sofahopper« oder »Couch-Surfer« – diese Begriffe tauchen seit einigen Jahren immer öfter auf, wenn es um versteckte Wohnungslosigkeit geht. Gemeint sind junge Menschen, die von Zuhause raus müssen, aber (noch) nicht auf der Straße leben. Stattdessen kommen sie bei Freunden, Bekannten, Verwandten unter. Übergangsweise. Wie lässt sich vermeiden, dass daraus Straßenkarrieren werden?

Stress mit den Eltern? „Dann geh ich halt zu meiner besten Freundin!“ Die Situation kennt manch ein*e Jugendliche*r. Nach ein paar Nächten woanders hat sich der Streit oft gelegt und es geht wieder ins vertraute Zuhause. Doch nicht bei allen.

Junge Sofahopper haben kaum Chancen auf eine Rückkehr in ein sicheres Leben

Als »Sofahopper« bezeichnen wir junge Menschen, bei denen die Chance, zurückzukehren, gering ist. Oft kommen sie aus Familien in so genannten Multiproblemlagen, wo beispielsweise Sucht, Armut und familiäre Konflikte aufeinandertreffen. Auch so genannte »Care-Leaver« sind gefährdet, zu Sofahoppern zu werden – junge Leute, die mit achtzehn Jahren das Jugendhilfesystem verlassen müssen, nicht immer aber schon zu einem eigenständigen Leben bereit sind.

Für ein paar Tage bei Freunden oder der Oma übernachten, ist ein kleiner Schritt – auf die Straße zu gehen, ein riesiger. Viele Couch-Surfer können sich nicht vorstellen, auf der Straße zu landen! Doch die Uhr tickt. Denn Mitleid ist kein guter Gastgeber: Nach einigen Wochen wird es für Gäste und Gastgeber oft eng und unbequem, wenn der Platz im Wohnzimmer dauerbelegt ist. Manche Sofahopper ziehen dann weiter, auf eine andere Couch... bis es auch dort wieder eng wird oder zu Konflikten kommt.

„Ganz plötzlich steht manchmal jemand bei uns in der Anlaufstelle und sagt: Ab morgen habe ich keine Bleibe mehr“, sagt Ann Lorenz, die Bereichsleiterin der Freiburger StraßenSchule. Sie und ihr Team versuchen, schnellstmöglich zu helfen. Doch so kurzfristig gibt es nur die Notunterkunft als Lösung. Bis ein passendes Wohnangebot organisiert werden kann, nimmt es einige Wochen in Anspruch – denn es müssen Anträge gestellt werden, und nicht zuletzt muss das Wohnangebot zu dem jungen Menschen passen.

Hat sich die Situation der Sofahopper durch die Corona-Pandemie verändert?

Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich das nicht sagen, weil versteckte Wohnungslosigkeit statistisch kaum erfassbar ist. Ann Lorenz vermutet, dass ihre Zahl gestiegen sein könnte, weil sich mit den Lockdowns auch schwierige Familiensituationen mit häuslicher Gewalt oder psychischen Erkrankungen verschärft haben. Andererseits könne es sein, dass die Abstandsgebote Couch-Surfing »aushebeln« und weniger Gastgeber bereit sind, ihr Sofa zu teilen.

Das kann man tun, um Sofahoppern zu helfen

Sofahopper suchen oft nicht nach Hilfe, weil sie ihre Not noch nicht sehen. Wichtig ist, dass alle die Augen offenhalten: Wer im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis von Couch-Surfern erfährt, selbst betroffen ist oder als Vermieter merkt, dass in einer WG über längere Zeit plötzlich jemand mitwohnt, kann auf das Angebot der Freiburger StraßenSchule aufmerksam machen. Denn die ist für junge Menschen in prekären Wohnsituationen da – auch präventiv, bevor sie auf der Straße leben! Sofahopper können ohne Termin in der Anlaufstelle vorbeikommen, anrufen, über Social Media schreiben. Und wenn sie selbst den Schritt nicht schaffen, aber einverstanden sind, gehen die Mitarbeiter*innen der Freiburger StraßenSchule auch direkt auf sie zu.