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Ein neues Leben für Zaina

Zaina* schaute ihrer Mutter zu, wie sie Unterlagen unterschrieb, die sie nicht verstand. Unter Tränen küsste die Mutter ihre zwölfjährige Tochter und verließ das SOS-Kinderdorf. Das braunhaarige Mädchen war tapfer, wischte sich die Tränen ab und lächelte ihrer neuen Kinderdorfmutter zu.
Als Zaina im November im SOS-Kinderdorf Quodsaya ankam, stand es nicht gut um sie. Sie war sehr dünn, körperlich schwach und ihre Kleidung verdreckt. Zusammen mit ihrer Mutter und dem Großvater lebte sie im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghouta. Nachdem die kleine Familie ihr Zuhause verloren hatte, zogen sie von Notunterkunft zu Notunterkunft - ohne Strom, sauberes Wasser oder genug Essen. Zaina konnte fünf Jahre die Schule nicht besuchen, denn die Schulgebäude in Ghouta werden gebraucht, um den Familien, die durch Bomben ihre Häuser verloren, einen Unterschlupf zu bieten. Die letzten drei Jahre verbrachte Zaina und ihre Familie in Schulen, leerstehenden Häusern oder Kellern. „In Ghouta gibt es tausende von zerstörten Häusern ohne Türen, Fenster oder Möbel. Wir suchten dort nach zurückgelassener Kleidung und trugen sie dann“, erzählt Zaina.
In einem Kriegsgebiet zu leben, wo täglich Bomben und Granaten fallen, war eine schwere Zeit für das syrische Mädchen.
Sie vermisste ihren Vater, bei dem sie sich immer beschützt fühlte. Er verschwand vor drei Jahren spurlos und seitdem fehlt jedes Lebenszeichen von ihm. Die Krankheit des Großvaters und seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit verschlimmerten die Situation zudem. So musste die Familie einige Zeit in einem alten Haus wohnen und konnte dieses nicht verlassen, um nach Essen oder Wasser zu suchen. „Ich hatte wenigstens meine Freunde, aber meine Mutter hat oft vor Sorge geweint, da ich ihre einzige Tochter bin und sie mich so sehr liebt“, sagt Zaina.
Schweren Herzens entschied Zainas Mutter sich dann, ihre Tochter aus Ost-Ghouta fort zu bringen. Dazu musste sie vorgeben, ihre Tochter sei schwer erkrankt. Ausschließlich Frauen und Kinder bekommen in sehr seltenen Fällen eine Ausreiseerlaubnis und nach zwei langen Monaten des Wartens war die Zusage endlich da. Mutter und Kind machten sich direkt auf den Weg zur Schwester, die mit ihren beiden Kindern in einer Asylunterkunft in der Nähe von Quodsaya lebte. Ihr ursprünglicher Plan war, Zaina bei der Tante zu lassen, um wieder zurück nach Ost-Ghouta zu ihrem pflegebedürftigen Vater zurückzukehren. Zainas Mutter musste jedoch erkennen, dass ihre Schwester in der Notunterkunft kaum ihre eigenen Kinder versorgen konnte. Sie wollte ihre Tochter an einem sicheren Platz wissen und erfuhr vom SOS-Kinderdorf in Quodsaya. Sie besuchte das Dorf und erkannte, dass ihre Tochter hier sicher untergebracht sein würde. Bei ihrer Abreise nach Ost-Ghouta versprach sie ihrer Tochter alles dafür zu tun, um sie besuchen zu kommen.
In Zainas neuem Zuhause im SOS-Kinderdorf, wo sie mit ihrer Kinderdorfmutter, acht Brüdern und einer Schwester lebt, erlebt Zaina viele Dinge, für die sie dankbar ist.
Ihr Tag ist gefüllt mit Aktivitäten und Lernen. Außerdem ist sie in ein spezielles Schulprogramm eingeschrieben, das ihr ermöglichen soll, ihren Lernrückstand aufzuholen und dann in eine Schulklasse mit Kindern ihres Alters zu wechseln. Ihren beiden neuen Brüdern Hani und Abed hilft sie dabei, sich in ihrem Zuhause einzuleben, so wie es ihre Schwester zuvor bei ihr tat. „Seit ihrer Ankunft hat Zaina sich sehr verändert. Sie ist aktiver, manchmal öffnet sie sich und spricht über ihre vergangenen Erfahrungen. Ich möchte nicht, dass sie sich an all die schlimmen Erlebnisse erinnert, aber die Psychologen sagen, das sei wichtig. Es hilft ihr über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen und diese womöglich eines Tages zu vergessen. Ich habe noch kein Mädchen gesehen, das höflicher und liebenswürdiger als Zaina ist“, sagt ihre SOS-Kinderdorfmutter Saada.
In Gedanken ist Zaina immer bei ihrer Familie. Sie betet dafür, Neuigkeiten über ihren Vater zu erhalten und dass ihre Mutter, der Großvater und alle anderen Kinder in Ost-Ghouta in Sicherheit sind.
*Zum Schutz der Privatsphäre wurde der Name geändert.

"Zainas Geschichte hat mich sehr berührt. Unvorstellbar, was sie und ihre Familie durchgemacht haben. Noch immer sind Millionen Menschen aus Syrien auf der Flucht. Am meisten leiden die Kinder, was mich als Mutter besonders betroffen macht. Vor Ort leistet SOS-Kinderdorf Nothilfe und im Kinderdorf Qodsaya finden Kinder wie Zaina ein neues Zuhause, wenn sie nicht mehr bei ihrer Familie sein können. Unterstützen auch Sie die Arbeit von SOS-Kinderdorf durch eine Patenschaft!"
Nazan Eckes
Ikon

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